
Mike Judge ist sicherlich derjenige Regisseur, den ich im Verlauf der letzten Jahrzehnte am meisten schätzen gelernt habe. Angefangen hat diese zarte Liebe mit den zugegebenermaßen sehr vulgären, aber immer akkurat und scharf beobachteten Beavis und Butt-Head-Folgen, damals, als MTV noch cool war.
Jahre später dann kam ein weiterer Evergreen hinzu: Mit „Office Space“ erstellte Mike Judge erstmals ein filmisches Werk, das die Schwelle zum Zeitlosen überschritt. Office Space ist quasi der Kultfilm der Generation Cubicle, und der rote Swingline-Hefter gehört ebenso dazu wie der fiese hosenträgertragende Boss, der stets beiläufig Unmögliches von seinen Untergebenen verlangt, und auch die externen „Berater“, deren Patentrezept stets Entlassungen sind, mit der immer durchschaubaren Agenda, den Profit des Kunden zu maximieren („Tell us what you are doing here and how it helps us make a profit“.
Dann kam „Idiocracy“, ein weiterer Meilenstein des witzigen Kinos, zeitlos, radikal und: sehr, sehr witzig und: Eines eigenen Eintrags würdig, dem ich an dieser Stelle nicht vorweg greifen möchte.
Tiefe Verehrung für Mike Judge, den Meister des komischen Faches, empfinde ich derzeit aber angesichts von „Silicon Valley„, einer weiteren zeitlosen Serie, deren komisches Potential in künftigen Jahrzehnten als eine Art Sittengemälde seiner Zeit verstanden werden wird, da bin ich mir sicher.
Die Geschichte folgt dem archetypischen Nerd Richard Hendricks, der im Silicon Valley als eine der vielen Programmier-Arbeitsdrohnen schuftet, doch eines Tages eine Idee hat, die gut genug ist, um Wagniskapital anzuziehen.
Womit der Spaß beginnt, und die diversen Typen der aktuell in der wirklichen Welt stattfindenden digitalen Revolution – zur Kenntlichkeit entstellt – darstellt. Neben der wunderbaren Besetzung und den hervorragenden Dialogen schafft es Mike Judge immer wieder, brillante Situationskomik unterzubringen, die Verzweiflung des Introvertierten vor der großen Rede auf der Tech-Konferenz, die lamoryante Kaltschnäuzigkeit der fachlich ahnungslosen aber ego-mäßig aufgeblasenen Trittbrettfahrer (T.J. Miller), die Nerd-Subkultur der Programmierer und ihrer Ausbeuter, und natürlich die große Frage, ob es besser ist Leerzeichen oder Tabs im Programmier-Code zu benutzen – nach dem Compiler ist es eh egal, wie wir gelernt haben.

Darüber hinaus wartet Silicon Valley mit dem längsten Peniswitz in der Geschichte des Fernsehens auf, und nutzt jede Gelegenheit zu diversen Seitenhieben auf die völlig von der realen Welt abgekoppelte „digitale Elite“ und die Schwadrone aus Anwälten und Speichelleckern, die sie stets begeleiten.
Mike Judge hat dies alles freilich nicht erfunden, sondern schöpft aus dem Nähkästchen seiner eigenen professionellen Erfahrungen in immerhin drei Monaten im Silicon Valley. Und das merkt man – es ist das reine Vergnügen, „Silicon Valley“ anzuschauen, wenn man sich auch nur im Geringsten mit Technik auskennt oder sich der Nerdwelt zugetan sieht.
Große Empfehlung: „Silcon Valley“
– jetzt auf einem Bilschirm near you.
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