Trailer Park Boys

die Trailer Park Boys: Julian, Bubbles und Ricky

Die Szenerie sieht genau so aus, wie US-Realismus-Serien sie uns seit Jahren als Schauplatz des Einsatzes schwer bewaffneter Polizeikräfte zeigen – zwischen armseligen Wohncontainern schrottreife Autos, zerdellte Einkaufswagen, Müllsäcke überall, marodierende, Glasflaschen werfende Kinderbanden (‚Bottle-Kids‘) – „Trailer Park Boys„, das erkennt man schnell, ist US-Realismus pur.
Auf den ersten Blick. Denn „Trailer Park Boys“ ist eine kanadische Produktion. Was den Deutschen die Ludolfs, sind den Kanadiern die Trailer Park Boys.

Trailer Park Boys als Unterschichten-Sittengemälde

Dass die drei Protagonisten sämtliche Klischees bedienen, ist Teil des speziellen Humors dieser Serie. Die Trailer Park Boys sind Kleinkriminelle, Säufer, Rapper, Angsthasen, Idioten – kurz: gesellschaftliche Verlierer. Und sie leben in einem Trailerpark (dem fiktiven Sunnyvale Trailerpark), das ist eine Ansammlung dieser containerähnlichen Wohnbehausungen, die es für vergleichsweise kleines Geld zu kaufen gibt. Eine Art Campingplatz, denn es wird regelmäßig Platzgebühr fällig. Willkommen beim Bodensatz der Gesellschaft. Das Gute am Sunnyvale Trailerpark: Von hier aus geht es wenigstens nicht mehr viel weiter abwärts. Hier wohnen die namenstiftenden Trailer Park Boys, nämlich sind Ricky, Julian und Bubbles.

Da ist zunächst Ricky.

Trailer Park Boys: Ricky
Ricky mit Randy’s Plauze

Kamera und Tonmann spielen gelegentlich mit, was ich besonders komisch finde, weil es dazu dient, den Charakter Ricky glaubwürdiger zu machen, wenn er z.B. den Kameramann, der ihn bei einem nächtlichen Raubzug filmt, auffordert, Schmiere zu stehen oder der Tonmann dabei helfen soll, große Mengen Drogen zügig ins Auto zu laden. Ricky ist nicht der hellste, seine als Rickyisms bekannten verbalen Entgleisungen (Malapropismen) sind inzwischen nicht nur im Internet beliebt. Ricky ist Cannabis-Enthusiast, und seine schlecht umgesetzten, schlechten und fast immer kriminellen Ideen haben ihn schon mehr als ein Mal ins Gefängnis gebracht. Ricky hat eine Tochter, Trinity, mit seiner Freundin, der Kettenraucherin Lucy. Sie alle leben mal enger, mal weniger eng zusammen. Ricky lebt überwiegend in einem absolut schrottreifen, ehemals türkisen Amischlitten, was ihn aber in keiner Weise stört, da er normalerweise abends/nachts irgendwann völlig zugeknallt/trunken umfällt. Ricky hat auch eine Vorliebe für schreiend gemusterte, kurzärmelige Hemden von zweifelhaftem Geschmack.

Rickys bester Freund ist Julian

Trailer Park Boys: Julian
Julian, nie ohne Cuba Libre zu sehen

Ein Bodybuilder, der ständig einen Cuba Libre in der Hand hat. Seine Intelligenz ist nicht viel ausgeprägter als die von Ricky, was darin resultiert, dass auch Julian gelegentlich Zeit im Gefängnis verbringt. Im Gegensatz zu Ricky, der eher aufbrausend ist, versucht Julian eher zu beschwichtigen und zu beruhigen. Seine präsente Figur und sehr kräftigen Oberarme verleihen seinen Worten dabei Nachdruck. Julian ist stets auf der Suche nach einer Abkürzung auf dem Wege, Geld zu machen. Und die bieten sich im Kleinkriminellenmilieu von Sunnyvale nicht selten.

Schließlich kommt noch Bubbles,

Trailer Park Boys: Bubbles
Bubbles mag Katzen

er ist der vernünftigste der drei. Was nicht viel heißen will. Er ist stark weitsichtig, weswegen er eine Brille trägt, die seine Augen stark vergrößern. Bubbles sieht zunächst etwas unzurechnungfähig aus, verfügt aber im Gegensatz zu Ricky und Julian über die Fähigkeit, die Konsequenzen von Handlungen teilweise vorauszusehen, sowie über eine normal entwickelte emotionale Intelligenz. Bubbles ist ein Katzenfreund, verdient etwas ehrliches Geld mit dem Reparieren weggeworfener Einkaufswagen (oder Wrestler oder Freitzeitparkbesitzer und später auch als Bierbrauer). Außerdem ist Bubbles musikalisch, er spielt die Gitarre und singt – gar nicht mal schlecht. Aber das ist bekanntlich auch eine überwiegend brotlose Kunst.

Dann gibt es noch eine Reihe weiterer Figuren wie z.B. den Trailerpark-Polizisten Jim „Mr.“ Lahey und dessen Cheeseburger-fixierten Freund Randy, der stehts „oben ohne“ herumläuft, und dessen glänzender, dicker Bauch aussieht, als habe er eine große Bowlingkugel implantiert bekommen. Der weiße Rapper J-Roc gefällt mir auch sehr gut, mit seinen „schwarzen“ Ausdrücken wie „Mawfka“ (motherfucker), „Y’know’w m’sayn?“(you know what I’m saying?) hinter jedem Satz.

Gelegentlich verirren sich Prominente nach Sunnyvale, von Snoop Dogg bis Sebastian Bach, ok, viel Bandbreite zeigt sich da nicht.

Womit auch schon die Einführung beendet wäre. Die einzelnen Folgen drehen sich darum, dass Ricky, Julian und Bubbles ein Problem haben, daran auf mehr oder weniger originelle Weise scheitern, und es ihnen i.d.R. hinterher schlechter geht als vorher (z.B. Gefängnis, verletzt, pleite, ausgeraubt, obdachlos, etc.). Zu Anfang der meisten Staffeln (12 inzwischen, Stand 2018) sind Ricky und Julian im Gefängnis, während es Bubbles draußen ohne den destruktiven Einfluß seiner beiden besten Freunde sehr gut geht.

In ihrer kanadischen Heimat sind die Trailer Park Boys als Antihelden bekannt und beliebt, und sehr erfolgreich, seit sie 2001 im Fernseh zu sehen waren. Zwei Kinofilme und zahllose Merchandising-Artikel sind im Laufe der Zeit zusätzlich zu den zwölf Staffeln „Trailer Park Boys“ entstanden. Im echten Leben™ haben Robb Wells und John Paul Tremblay eine Kette von Pizzarestaurants, wenn ich mich richtig erinnere. SIE SIND ALSO NICHT WIRKLICH MINDERBEMITTELT, SONDERN NUR GUTE SCHAUSPIELER.

Was macht die Trailer Park Boys so erfolgreich?

trailer park boys 2 - Nachrichten von letzter WocheBei aller Dummheit geht es in den Geschichten doch immer wieder um Themen, die wir alle kennen – Zuneigung, Freundschaft, Spaß haben wollen. Das macht die Protagonisten so menschlich und nachvollziehbar. Dass sie stets die dümmstmögliche Entscheidung finden, und ihre Pläne daher im Moment des Schlüpfens schon zum Scheitern verurteilt sind, schreckt mich nicht ab, sondern lässt mich gespannt darauf warten, auf welche Weise sich die Trailer Park Boys dieses Mal wieder in die Scheiße reiten.

Inzwischen haben die Trailer Park Boys mit Swearnet.com sogar eine Internetplattform gegründet, auf der sie ähnliche Inhalte und behind-the-scenes-Filmchen zeigen. Da geht es hauptsächlich um cannabiotische Themen, und obszöne Witze. Das kostet nicht viel und ist wohl relevant für ihre Zielgruppe. Die Trailer Park Boys können jede Hilfe brauchen.

Du wachst eines Tages im Sunnyville Trailerpark auf. Wer wird Dein bester Freund?

Ersten Kommentar schreiben

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*


7 + 15 =